Ich war mit meiner kolumbianischen Frau und meinen Schwiegereltern auf Urlaubsfahrt an der Karibikküste. Beim Durchqueren von Barranquilla standen wir auf einer mehrspurigen Hauptstraße im Stau, als uns ein LKW in Zeitlupen-Tempo von schräg hinten in unser Auto rollt. Der LKW-Fahrer bemerkte seinen Fehler erst durch unser wildes Hupen und als unser PKW schon in eine diagonale Position geschoben war. Der LKW-Beifahrer steigt aus und ruft für uns deutlich zu verstehen: "Mein Gott, und der Typ ist betrunken." (Dios mío, y este man viene tomando)
Wir haben sofort die Polizei auf den Unfall aufmerksam gemacht. Es standen wie an den meisten Kreuzungen in Kolumbien auch hier mehrere Polizisten herum. Die Polizei wollte, dass wir die Straße freimachen, aber ich riet meinem Schwiegervater, das Auto nicht zu bewegen, bis ich nicht einige Fotos und die Polizei eine Unfallskizze gemacht hätte, um Beweise zu sichern. Während wir losgingen, um Kopien von Cédula und Führerschein zu machen, wurde meine Frau von den Polizisten auf's gröbste beleidigt: "Ihr seid aus Bogotá hier zum Urlaub? Der arme LKW-Fahrer muss hart arbeiten für sein Geld während ihr Reichen nicht wisst, wie ihr euer Geld loswerden könnt. Hör auf dich zu aufzuregen, dein Gringo schiebt dir doch genug Kohle in den Arsch damit du nicht zu arbeiten brauchst, sag ihm er soll den Schaden bezahlen." Meine Frau dachte in diesem Moment des Schocks leider nicht daran, diese "Unterhaltung" mit dem Handy aufzunehmen.
Das Ergebnis war nach einer Stunde Verhandeln: Eine Unfallskizze auf einem verknitterten Zettel auf dem Niveau eines Grundschülers; die Polizisten lehnten eine Alkoholprobe des LKW-Fahrers vehement ab und gaben uns die volle Schuld für den Unfall, da wir angeblich verbotenerweise in die Spur des LKW gefahren seien (was Quatsch ist, denn wir wurden vom LKW seitlich von hinten "aufgespießt" und quergeschoben.) Es war Samstag und wir hätten einen schriftlichen Polizeibericht frühestens am Montag auf der Station abholen können. Da sagte mein Schwiegervater, er habe genug von Barranquilla und der Polizei, die doch zu nichts nütze sei. Und so fuhren wir weiter, reicher um die Gewissheit, dass wir unser sauer verdientes Geld kein weiteres mal an der Karibikküste ausgeben werden.
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