von Refajo » 06 Apr 2013, 13:00
Also, "Service und Kundenzufriedenheit in Kolumbien ... noch nicht ein einziges Mal erlebt" kann ich natürlich nicht bestätigen. Es gibt schon gute Hotels und Restaurants in Kolumbien, wo Qualität, Service und Preis stimmen. Aber im Fall der touristischen Zentren Cartagena und Santa Marta war es wirklich ganz schwierig, wenigstens einen passablen Service zu finden, besonders bei der Suche nach Restaurants für unsere siebenköpfige Gruppe.
In Taganga hätte die Rechnung etwa 100.000 Pesos für das Mittagessen betragen sollen. Der "Wirt" wollte 150.000 Pesos haben. Also bat meine Schwiegermutter um die Rechnung mit Einzelposten. Auf dieser war alles säuberlich aufgelistet, Summe ca. 100.000 Pesos. Darunter erschien dann der Betrag 50.000 ohne Zuordnung, neue Summe 150.000. Der Idiot dachte, dass wir Touristen wohl zu blöd sind, eins und eins zusammenzuzählen und dass wir alle Millionäre sind. Aber wenn sieben Personen jeweils ein Gericht von 10.000 Pesos essen, plus noch ein paar Getränke, da weiß man doch gleich dass 150.000 nicht stimmen kann. Hätte der Costeño nur 5.000 oder 10.000 Pesos aufgeschlagen, hätten wir es vielleicht nicht bemerkt, oder er hätte sich rausreden können, das Trinkgeld mit eingerechnet zu haben, und wir hätten es wahrscheinlich akzeptiert. Aber gleich die Hälfte aufschlagen zu wollen, zeigt erstens die blanke Gier und zweitens die Unfähigkeit, bescheißen zu können. Wenigstens war in diesem Fall das Essen gut gewesen.
In anderen Fällen war es ein Ding der Unmöglichkeit, etwas vernünftiges zu essen zu bekommen. Die Restaurants preisen auf ihren Karten zehn bis zwanzig verschiedene Gerichte an, aber wenn wir erstmal alle am Tisch saßen und bestellen wollten, gab es nur ein Einheits-Fischgericht (immer Pescado Frito) für 20.000 Pesos. Die Inhaber rechnen wohl damit, dass viele müde und hungrige Touristen einfach sitzenbleiben und alles hinnehmen. Aber nicht wir: Wir mussten öfter das Restaurant wieder verlassen und das Spiel ging von vorne los.
Eine andere Methode ist: Man verspricht dem Gast zwar, ihm das gewünschte Gericht von der Speisekarte zu servieren, aber nach halber Stunde Wartezeit bekommt man dann doch den Pescado Frito mit dem Argument, aus logistische Gründen sei es leider nicht möglich gewesen, das Gewünschte zuzubereiten. Da hilft nur: Teller zurückgehen lassen und wieder anderes Restaurant suchen.
Es ist ja vollkommen okay, wenn Restaurants nur ein einziges Gericht zum überteuerten Preis anbieten. Aber dann sollen sie das auch so sagen oder anschreiben und nicht den Gästen vorgaukeln, es gäbe eine Speisekarte mit Auswahl, um dann am Ende allen das Gleiche zu servieren. Dass der Kunde dann nicht zufrieden ist, ist doch kein Wunder.
Selbst Restaurantketten, die man aus Bogotá kennt, halten ihre Standards nicht. So waren wir z.B. bei der Eiskette Popsy in der Hoffnung, ein vernünftiges Eis essen zu können. Das funktionierte aber nicht. Egal was wir bestellen wollten, es war nichts vorrätig! Das ging so: "Bitte ein Banana Split" – "Okay, aber ohne Bananen, die sind leider alle." – "Okay, dann nehme ich lieber den Kirscheis-Becher" – "Con mucho gusto, aber Kirscheis ist leider alle, wir können Ihnen aber einen Kirscheis-Bescher ohne Kirscheis zubereiten." – "Nein danke, dann nehme ich lieber den Schokobecher." – "Con mucho gusto, aber Schokolade ist leider alle, aber wir können Ihnen den Schockobecher statt mit Schokoeis mit Vanilleis zubereiten, allerdings ohne Schokostreusel, denn die sind leider alle. Die Schokosoße ist auch alle, aber wir können stattdessen eine Himbeersoße verwenden." Wir konnten am Ende einfach nur noch lachen bzw. den Laden auslachen und haben den Angestellten empfohlen, erst wieder zu öffnen, wenn sie die Zutaten für ihre angebotenen Speisen haben.
Einer der ganz wenigen Plätze, die uns nicht enttäuschten, war eine Filiale von Crepes & Waffles in Cartagena. Zwar ergibt es keinen Sinn, nach Cartagena zu fahren, um dann bei Crepes & Waffles zu essen, aber wenigstens standen hier Qualität, Service und Preis im Einklang.
Auch am Strand nur Negatives: Man kann nicht entspannen, da man zweimal pro Minute von einem Verkäufer angestupst wird. Und man ist ja nicht abgeneigt, den Einheimischen etwas abzukaufen oder Dienstleistungen zu bezahlen. Aber auch hier endete immer alles im Streit, denn egal wie genau man vorher den Preis vereinbart, am Ende wollen sie immer das drei- oder vierfache haben. Das führt wiederum dazu, dass man gar nichts mehr kaufen möchte.
Ich glaube auch nicht, dass das nur blonden Ausländern passiert, denn wir waren ja mit den kolumbianischen Verwandten unterwegs, die genauso abgezockt werden, und die am Ende der Reise ebenfalls die Schnauze von der Karibikküste gründlich voll hatten. Zumindest von den touristischen Gebieten wie Tayrona, Taganga, Santa Marta, Cartagena, die vorgelagerten Inseln etc.
So wundert es mich überhaupt nicht, wenn immer mehr Urlauber Ferienwohnungen mieten und selber kochen. Am das zu ändern, müssten die Hoteliers aber einsichtig sein und fähig zur Selbstkritik. Stattdessen bezeichnet man die Vermieter von Ferienwohnungen als "Para-Hoteliers". Schuld sind eben immer die anderen...