In Bogotá habe ich erlebt, dass das Zimmermädchen das Trinkgeld, das ich ihm mit der Bemerkung "propina" gegeben habe, spornstreichs an der Rezeption abgeliefert hat, obwohl niemand die Propina-Aktion beobachtet hatte. Das spricht für die Ehrlichkeit dieser Kolumbianerin. Beim nächsten Mal habe ich bei bei der Überreichung des Trinkgeldes hinzugefügt: para ti oder para Usted. Da hat das Zimmermädchen das Geld eingesteckt und für sich behalten.
Auch in Deutschland kommt es vor, dass das Trinkgeld, das man am Tisch gibt, nicht ausschließlich dem Bedienpersonal zugute kommt, sondern beispielsweise zu einem gewissen Teil an das Küchenpersonal weitergeleitet wird. Sonst würde das Personal in der Küche, das ein schmackhaftes Essen zubereitet hat, gegenüber dem Gast aber nicht persönlich in Erscheinung tritt, stets leer ausgehen. Ein schmackhaftes Essen erhöht aber auch das Trinkgeld. Strafbar macht sich der Inhaber, der sich ganz oder teilweise an dem Trinkgeld vergreift und es für sich verwendet, weil der Gast nicht ihn, sondern das Personal bedenken wollte.