Seit ich im Januar zurück in Bogotá bin, wurde das Tempolimit auf der Stadtautobahn von 80 auf 60km/h und auf anderen teils 12spurigen Hauptverkehrsstraßen (z.B. NQS) auf 50km/h gesenkt. Außerdem wurden teils im Abstand von nur 500m dutzende Blitzsäulen installiert.
Da die Autofahrer weiterhin unter Einfluss von Alkohol und anderer Drogen fahren und 99% der Kolumbianer den Führerschein käuflich erwirbt und keine einzige Verkehrsregel kennt und noch nie von sicherheitsrelevanten Dingen wie dem Schulterblick, Blinken oder Vorfahrt gehört hat, prophezeihe ich, dass die Zahl der Unfällle und Toten durch extrem niedrige Tempolimits keinen spürbaren Effekt haben wird. In den letzten Wochen sind just vor mir zwei uralte LKW auf offener Stadtautobahn einfach auseinandergebrochen, zum Glück ohne andere Menschen unter sich zu begraben. Laut Verkehrspolizei ist bei fast allen Unfällen "erhöhte Geschwindigkeit" schuld. Solange es keinen richtigen TÜV, keine richtige Polizei und keine richtige Führerscheinprüfung gibt, wird die Senkung des Tempolimits nicht die gewünschte Verlehrssicherheit erzielen.
Dass die von mir geforderten Verbesserungen nicht von heute auf morgen realisiert werden können, ist mir völlig klar, aber ich befürchte, dass die Fokussierung alleine auf das Tempolimit bedeutet, dass auf allen anderen Ebenen jahrelang überhaupt nichts passieren wird. Die jüngste Diskussion um das Verfassungsurteil zu den Fotomultas zeigt, dass die Verantwortlichen kein anderes Mittel kennen, als Fahrzeughaltern Fotomultas auszustellen wegen Tempolimits und roter Ampel.