von Gado » 10 Aug 2020, 03:59
Vielen Dank für die Denkanstöße. Ich glaube, dass man bei einzelnen Punkten differenzieren sollte:
Bei der Beurteilung der Menschen spielt es eine Rolle, ob sie in der Hauptstadt oder an der Küste wohnen. Da gibt es Mentalitätsunterschiede. Die Freundlichkeit hängt wohl auch von ab, ob man es mit Privatpersonen oder staatlichen Stellen zu tun hat. Als Ausländer kann ich mich über Personen des Polizeidienstes nicht beklagen. Sie waren immer hilfsbereit und gesprächig. Beim Besuch eines Weihnachtsmarktes in Yopal haben sie meine Familie und mich - zunächst unauffällig - beschützt, damit wir nicht Opfer eines Taschendiebstahls werden.
Davon, dass bewaffnete Gruppen im Land ihr Unwesen treiben, habe ich zum Glück nichts bemerkt. Das liegt sicher daran, das ich mich in touristisch gesicherten Gebieten aufgehalten habe oder mit Einheimischen unterwegs war, die wussten, wo Gefahren drohten und diese Stellen gemieden haben.
Dass die Politik negativ sei, ist eine allgemein gehaltene Aussage. Man müsste wohl nach der Politik des gesamten Landes und der in den jeweiligen Departamentos und Kommunen unterscheiden. Bei der „großen“ Politik könnte man Unterschiede der Regierung unter Uribe, Santos und Duque machen. Der von Santos mit den FARC vereinbarte Friedensprozess wird nur von etwa der Hälfte der Bevölkerung mitgetragen. Hier ist das Volk selbst gespalten, was eine Bewertung der Politik „derer da oben“ erschwert.
Mir ist aufgefallen, dass Kolumbien in der Digitalisierung, beispielsweise im Behördenverkehr, weiter vorangeschritten ist als Deutschland. Das Banken- und Zahlungswesen ist allerdings wenig entwickelt. Strom, Gas und Wasser werden noch bar bezahlt.