Ich muss zugeben, dass sich mein Wissen auf Bogotá beschränkt. Ich bin absolut gegen Sozialwohnungen, die an Obdachlose verschenkt werden. Die Entwicklung solcher Barrios ist meist fatal. Was ich aber sehr gut finde, ist staatlich geförderter Wohnungsbau für Menschen aus den Estratos 1 bis 3. Mehrere Kolleginnen meiner Frau konnten diese Möglichkeit nutzen. Ein konkretes Beispiel einer Kollegin:
Vor fünf Jahren finanzierte sie eine kleine Wohnung im äußersten Norden der Stadt für ihre arbeitslose Mutter und sich selbst. Die Wohnung kostete 50 Millionen Pesos, aber durch die staatliche Förderung bekam sie die Wohnung für nur 20 Millionen. Das ganze bekam sie damals mit ihrem Monatslohn von nur 900.000 Pesos. Davon konnte sie so gerade eben die Monatsraten bezahlen und sich und ihre Mutter ernähren. Mittlerweile hat sie eine besser bezahlte Arbeit gefunden und kann sich nun hin und wieder auch etwas mehr leisten als nur das Allernötigste. In einigen Jahren wird sie den Kredit abbezahlt haben, Eigentümerin einer kleinen Wohnung sein und mehr von ihrem Gehalt haben.
Diese staatlichen Förderungen finde ich sehr sinnvoll und sollten nach meinem Dafürhalten weitergeführt werden. Ich selbst konnte leider keine solche Förderung beantragen, da ich dafür "zu viel" verdiene. Meine Frau und ich haben aber eine Zeit lang im "Fondo Nacional del Ahorro" gespart. Das ist irgendwie eine Mischung aus staatlichem Bausparen und privater Bank. Man hat ein paar mehr Absicherungen z.B. gegen Jobverlust, als das bei einer rein privaten Bank der Fall wäre.
Wer sein Gehalt nicht vornehmlich in Alkoholika umsetzt oder in schwachsinnige Kredite wie für einen 3D-Fernseher steckt, kann mit der staatlichen Förderung schon etwas gutes anfangen. Wer arbeitet, soll von mir aus großzügige staatliche Subventionen für den Erwerb einer Immobilie erhalten. Für viele Familien ist damit ein sozialer Aufstieg verbunden.