Sozialer Wohnungsbau / Staatliche Förderungen

Sozialer Wohnungsbau / Staatliche Förderungen

Beitragvon Refajo » 08 Dez 2012, 12:41

Ich muss zugeben, dass sich mein Wissen auf Bogotá beschränkt. Ich bin absolut gegen Sozialwohnungen, die an Obdachlose verschenkt werden. Die Entwicklung solcher Barrios ist meist fatal. Was ich aber sehr gut finde, ist staatlich geförderter Wohnungsbau für Menschen aus den Estratos 1 bis 3. Mehrere Kolleginnen meiner Frau konnten diese Möglichkeit nutzen. Ein konkretes Beispiel einer Kollegin:

Vor fünf Jahren finanzierte sie eine kleine Wohnung im äußersten Norden der Stadt für ihre arbeitslose Mutter und sich selbst. Die Wohnung kostete 50 Millionen Pesos, aber durch die staatliche Förderung bekam sie die Wohnung für nur 20 Millionen. Das ganze bekam sie damals mit ihrem Monatslohn von nur 900.000 Pesos. Davon konnte sie so gerade eben die Monatsraten bezahlen und sich und ihre Mutter ernähren. Mittlerweile hat sie eine besser bezahlte Arbeit gefunden und kann sich nun hin und wieder auch etwas mehr leisten als nur das Allernötigste. In einigen Jahren wird sie den Kredit abbezahlt haben, Eigentümerin einer kleinen Wohnung sein und mehr von ihrem Gehalt haben.

Diese staatlichen Förderungen finde ich sehr sinnvoll und sollten nach meinem Dafürhalten weitergeführt werden. Ich selbst konnte leider keine solche Förderung beantragen, da ich dafür "zu viel" verdiene. Meine Frau und ich haben aber eine Zeit lang im "Fondo Nacional del Ahorro" gespart. Das ist irgendwie eine Mischung aus staatlichem Bausparen und privater Bank. Man hat ein paar mehr Absicherungen z.B. gegen Jobverlust, als das bei einer rein privaten Bank der Fall wäre.

Wer sein Gehalt nicht vornehmlich in Alkoholika umsetzt oder in schwachsinnige Kredite wie für einen 3D-Fernseher steckt, kann mit der staatlichen Förderung schon etwas gutes anfangen. Wer arbeitet, soll von mir aus großzügige staatliche Subventionen für den Erwerb einer Immobilie erhalten. Für viele Familien ist damit ein sozialer Aufstieg verbunden.
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Re: Sozialer Wohnungsbau / Staatliche Förderungen

Beitragvon makopp5 » 08 Dez 2012, 17:09

Refajo
Ja, das mit den geschenkten Wohnungen finde ich auch Blödsinn, da die Leute gerne alles geschenkt haben wollen. Sie entwickeln aber keinerlei Beziehung dazu, da jegliche eigene Anstrengung dazu fehlt.

Ich kenne auch 2 dieser von dir geschilderten Fälle. Mit Unterstützung, billigen Krediten und Zuschüssen haben 2 unserer Angestellten ähnliche Wohnungen in Medellin erhalten. Davon gibt es Tausende in Medellin.
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Re: Sozialer Wohnungsbau / Staatliche Förderungen

Beitragvon Bono » 10 Dez 2012, 17:54

Ja, geschenkte Wohnungen an bildungsferne Kolumbianer ist kontroproduktiv. Jedoch muss ich immer wieder hier bei uns in der Stadt feststellen das die Kolumbianer im allgemeinen ihr Eigentum weder pflegen und somit auch den Wert den sie mit ihrer Hände bzw. Kopf Arbeit erschaffen haben nicht achten. Ich dag dann immer das Kolumbianer superreich wären weil sie es nicht für nötig erachten auf ihr Privateigentum ein Auge zu haben. Ist grad so als ob sich jeder Kolumbianer zu jeder Zeit eine neue Wohnung oder Haus kaufen könnte. Man hat es ja... das Geld. :lol: Daraufhin werde ich immer saublöd angeguckt bis man den Sinn meiner Worte verstanden hat.
Somit möchte ich gar nicht wissen wie geschenkte Sozialwohnungen nach kurzer Zeit aussehen. Auf der anderen Seite habe ich hier bei uns auch noch gar keine dieser Wohnungen gesehen, oder sie sind einfach untergegangen.
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Re: Sozialer Wohnungsbau / Staatliche Förderungen

Beitragvon Refajo » 10 Dez 2012, 19:51

Naja, ihr Auto pflegen die meisten schon. Latinos sind aber generell leichtsinniger. Ich kenne viele Kolumbianer (und auch einen Venezolaner) die einfach kein Schloss für ihr Fahrrad kaufen wollen. Das Fahrrad wird am Eingang eines Geschäftes oder Restaurantes angelehnt, und wenn es in einem unachtsamen Moment weg ist, dann flucht man auf die Regierung, die nichts gegen die Kriminalität unternimmt. Wenn ich dann sage, dass in Deutschland auch Räder geklaut werden, wenn man sie nicht mit einem guten Schloss sichert, wollen es die Latinos kaum glauben. Das sind Mentalitätsunterschiede. Mir kann es egal sein, ich sichere meine Räder doppelt und manchmal auch dreifach, so ist bislang nichts passiert.
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