Ich habe das Geschehen in Ecuador seit langem nicht mehr verfolgt. Umso erstaunter musste ich heute feststellen, was für Idioten und Volldeppen mal wieder zur Wahl standen: Einmal Alvaro Noboa, dem "das halbe Land" gehört. Er ist Multimillionär und besitzt über hundert Firmen in Ecuador, weshalb ich dort auch schon den Spruch gehört habe: "Noboa kann noch so korrupt sein, wenn es seinen Unternehmen gut geht, geht es dem Land gut, denn er besitzt ja die Hälfte des Landes." Ich weiß gar nicht, wie oft sich dieser Typ schon hat aufstellen lassen für Präsidentschaftswahlen. Und jedes mal erleidet er Schlappen um die 3%. Und was der im Fernsehen schon für einen Mist vom Stapel gelassen hat, da rollen sich mir die Fußnägel hoch.
Der absolute Über-Hammer ist für mich aber, dass Lucio Gutierrez noch einmal zur Wahl stand! Ein Ex-Präsident, der 2005 wie ein Hund aus dem Amt gejagt wurde. Einer, der unter Militärschutz im Helikopter außer Landes geflogen werden musste, weil die Bevölkerung kurz davor stand, den Präsidentenpalast zu stürmen und ihn zu lynchen. Einer, der schließlich in Brasilien Asyl beantragen musste, weil er in seinem Heimatland nicht mehr sicher war. Der stellte sich jetzt wieder in Ecuador zur Wahl, und das ist nicht das erste mal, dass die Ecuadorianer so vergesslich sind und einem Typen, den sie vorher gehasst und gestürzt haben, wieder ihre Stimm geben. Wenn der Versuch auch dieses Mal nicht von Erfolg gekrönt war.
Hier mal ein Foto und ein Video, geschossen auf der Landebahn des Flughafens in Quito am 20. April 2005. (Meine Kamera hatte eine Videofunktion, aber ohne Ton.) Die Menschen wollten Lucio an seiner Flucht außer Landes hindern, was ihnen aber nicht gelang, weil der Helikopter, der auf dem Flughafen landete, nur ein Ablenkungsmanöver war, während der Präsident anderweitig außer Landes geschafft wurde.
Die Ecuadorianer zeigten dabei erstaunliche Routine, schließlich war es nicht das erste Mal. Als ein Armeesprecher im Fernsehen verkündete, die Armee würde ihre Unterstützung für den Präsidenten zurückziehen, sagten mir die Ecuadorianer: Das war's, der ist erledigt, jetzt gibt es Neuwahlen. Auf gut deutsch: Eine Bananenrepublik!
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