von Gado » 18 Jul 2014, 04:12
Im Großen und Ganzen stimme ich mit John Entwistle und Refajo überein. Folgendes möchte ich anmerken:
1. Der Gaucho-Tanz lässt keine strafbare Handlung (Beleidigung oder Volksverhetzung) erkennen. Mir ist nicht bekannt, dass eine Staatsanwaltschaft diesbezüglich ermitteln würde. Folglich kann es nur um eine Frage der Political Correctness gehen, bei der eine riesige Bandbreite von Meinungen möglich ist.
Für mich ist entscheidend, dass es um einen Freudentanz ging, den übermüdete, siegreiche Fußballspieler zusammen mit anderen Darbietungen aufgeführt haben. Nach meinem Eindruck ist dies bei den Fans in Berlin gut angekommen und hat die Stimmung angeheizt. Wenn Medien und soziale Netzwerke mit Ihrer teilweise vernichtenden Kritik fortfahren, wird sich auch außerhalb der Politik der Merkel-Stil (möglichst wenig sagen, um nichts Falsches gesagt zu haben) etablieren. Dann wird es in Zukunft entweder gar keine oder nur noch sorgfältig inszenierte Freudentänze geben. Eine spontane Aufführung, welche die Fans mitreißt, wird man vermissen.
2. Refajo hat in seinem 1. Beitrag am 16. Juli geschrieben, man sollte die Politiker aus den Stadien verbannen. „Das Ausnutzen für politische Stimmungsmache ist widerlich.“
Refajos Forderung ist ebenso alt wie unrealistisch. Schließlich sind es die Politiker, die das Geld für die Großveranstaltungen bewilligen. Der brasilianische Staat musste das Geld für den Bau der Stadien zur Verfügung stellen. Die deutsche Mannschaft konnte nur so gut ausgestattet sein, weil der deutsche Staat den Sport finanziell fördert. Dafür wollen sich die Politiker auch zur Schau stellen dürfen.
Ich gehe davon aus, dass in Zukunft nur noch mehr oder weniger autoritär regierte Staaten sportliche Großveranstaltungen ausrichten werden, weil die Bevölkerung die finanziellen Aufwendungen nicht mehr zu tragen bereit ist. So haben die Einwohner von Garmisch-Partenkirchen und Umgebung sowie von München mehrheitlich die Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2022 in den deutschen Alpen abgelehnt. Daraufhin wurde die Bewerbungsaktion abgebrochen.